Management von und mit Sozialkapital im öffentlichen Sektor

Eine Untersuchung von Sozialkapital, psycho-sozialer Arbeitsumgebung und Absentismus im Kontext organisationaler Veränderungen auf Kommunalebene

Hintergrund
Seit einigen Jahren sieht sich der öffentliche Sektor mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, die mit dem demografischen Wandel und den steigenden Sozialausgaben zusammenhängen. Dies hat unter anderem zu laufenden organisatorischen Veränderungen geführt, die sich auf die Kooperationsbeziehungen und das Sozialkapital der Mitarbeitenden auswirken. Solche Veränderungen können sich sowohl auf das psychologische Arbeitsumfeld als auch auf den Krankenstand negativ auswirken. Bestehende Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Sozialkapital eine Ressource am Arbeitsplatz ist, und die Antwort auf die Herausforderungen in vielen Kommunen ist die Stärkung des Sozialkapitals. Dies stellt jedoch erhöhte Anforderungen an die Führungskräfte des öffentlichen Sektors, die in der Lage sein müssen, konstruktiv mit dem Sozialkapital der Organisation zu arbeiten, um ein gesundes Arbeitsumfeld und einen geringen Krankenstand zu fördern. Derzeit fehlt es jedoch an empirischen Untersuchungen darüber, was ein gutes Management von und mit Sozialkapital bedeutet.


Zielsetzung
Ziel dieses Projekts ist es daher, zu untersuchen, wie Führungskräfte im öffentlichen Sektor mit (vereinigendem, überbrückendem und verbindendem) Sozialkapital arbeiten können, um ein gutes psychologisches Arbeitsumfeld zu schaffen und den Krankenstand zu reduzieren.
Das Projekt untersucht dabei unter anderem folgende Fragestellungen:

  1. Wie hängen Führungsstil, Führungsqualität und das eigene psychologische Arbeitsumfeld der Führungskraft mit dem Sozialkapital des Arbeitsplatzes zusammen und beeinflusst dies das Arbeitsumfeld der Mitarbeiter und den Krankenstand?
  2. Ist das Sozialkapital eine Ressource für alle Beschäftigten in einer Organisation?
  3. Wie wirken sich organisatorische Veränderungen auf das Sozialkapital und das Arbeitsumfeld am Arbeitsplatz aus, und wie können Manager diese Veränderungen steuern, um ein gutes psychologisches Arbeitsumfeld zu gewährleisten?

Im Rahmen dieser Themen wird eine Reihe spezifischer Forschungsfragen beantwortet, die auf bestehende Wissenslücken in der aktuellen Forschung eingehen.


Vorgehen
Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit der Kommune Esbjerg durchgeführt und basiert auf einer prospektiven Kohortenstudie aller Beschäftigten (ca. 8.000) der Kommune im Zeitraum ab 2013. Quantitative Datenquellen in Form von laufenden Managementevaluierungen, Erhebungen zum Wohlbefinden (einschließlich Messungen des Sozialkapitals und des psychologischen Arbeitsumfelds) und registrierten Krankheitsabwesenheiten aller Beschäftigten werden mit einer manuellen Abbildung der wichtigsten strukturellen organisatorischen Veränderungen seit 2013 in der Kommune Esbjerg und einer qualitativen Fallstudie eines großen internen Fusionsprozesses im Jahr 2019 kombiniert.


Beitrag
Diese einzigartige Datenbasis ermöglicht, die Mechanismen zu analysieren, die Führung, soziales Kapital und organisatorische Veränderungen mit dem psychologischen Arbeitsumfeld der Beschäftigten und dem Krankenstand im Laufe der Zeit verbinden. Damit liefert das Projekt einen wichtigen empirischen Beitrag sowohl zur dänischen kommunalen Praxis als auch zur internationalen Spitzenforschung.


Projektbezogene Veröffentlichungen
Kai Blume, Vera Winter, Signe Pihl-Thingvad (2022): Determinanten krankheitsbezogener Fehlzeiten – Dominanzanalyse eines Mehrebenenmodells, Präsentation auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie (DGGÖ), 28./29. März 2022
Bonnesen, Lærke, Pihl-Thingvad, Signe, & Winter, Vera (2022). The Contagious Leader: A Panel Study on Occupational Stress Transfer in a Large Danish Municipality, BMC Public Health 22, 1874 (2022). doi.org/10.1186/s12889-022-14179-5
Pihl-Thingvad, S., Winter, V., Welling Hansen, S., Schelde-Hansen, M., & Willems, J. (2020) Public managers’ role in creating workplace social capital and its effect on employees’ stress and sickness absence– protocol of a longitudinal cohort study. BMJ Open. 10:e039027. doi:10.1136/bmjopen-2020-039027

 

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